Teil 1: Wir reisen nach Polen
Die Gruppe bestand aus 18 deutschen und genauso vielen polnischen Schülern. Da es sich es bei dieser Fahrt um das 20. Jubiläum des Austauschs handelte, verbrachten wir nicht nur eine Woche in Jelenia Góra, sondern teilten die Woche auf und trafen unsere Austauschpartner zu Beginn erstmal für vier Tage in Warschau.
Pünktlich um 08:46 Uhr ging es für uns vom Heidelberger Hauptbahnhof nach Frankfurt zum Flughafen, wo wir auch gleich noch unsere Klassenkameraden trafen, die sich ihrerseits auf den Weg nach Tampere, Finnland machten. In Warschau angekommen, wurden wir sofort herzlichst von unseren Austauschpartnern begrüßt, die morgens den Zug um 4 Uhr aus Jelenia Góra genommen hatten. Nach ein paar anfänglichen Versuchen das Eis zu brechen, ging es für uns alle ins gemeinsame Hotel, allerdings nicht ohne ein paar Komplikationen á la RNV beim Benutzen der Straßenbahn. Nach dem gemeinsamen (Abend)essen um 17 Uhr, wurden wir zum UNO spielen und Kennenlernen von unseren polnischen Kollegen auf eines der Zimmer eingeladen. Insgesamt muss man sagen, dass sich die Gruppe von Anfang an gut integriert hat, und wir alle sehr offen und freundlich miteinander umgegangen sind.
Sonntags begann dann unser straffes, aber doch sehr anregendes und informatives Programm. Nach dem Frühstück besuchten wir das „Museum der Geschichte der polnischen Juden“ (POLIN), in dem wir zwei Führungen (polnisch/deutsch) gebucht hatten. Anfangs fanden wir es ein bisschen schade, dass wir die Führung getrennt erlebten. Das Museum überzeugte durch seine beeindruckende Exposition, die uns mitten hineinzog in die jüdische Geschichte, vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Auch die wirklich gut durchdachte Architektur ist erwähnenswert, welche den Weg der Juden durch das Rote Meer symbolisierte. Darauf folgte eine bereichernde Stadtführung, jedoch mit Längen, die die polnische Rektorin für uns dolmetschte. Darin erfuhren wir spannende Fakten zu Warschau und von einer Kirche, die zum Zwecke der Stadtplanung um 21 Meter versetzt wurde. Abends hatten wir Freizeit, mit der Möglichkeit ins Stadtzentrum zu fahren und auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Dort hatten wir Zeit, einander noch besser kennenzulernen. Es war zwar ein bisschen regnerisch, aber trotzdem sehr festlich.
Montags hatten wir um 7 Uhr Frühstück und daraufhin eine weitere Führung im „Museum des Warschauer Aufstands“. Gerade jene Führung hat vielen von uns am besten gefallen, da es ein Thema behandelte, über welches die meisten noch wenig oder gar nichts wussten. Zudem war die Ausstellung wirklich interessant und interaktiv gestaltet. Danach folgte ein Mittagessen in Kleingruppen, und wir besuchten das polnische Parlament, in dem sich die ganze Gruppe als sehr interessiert und selbstbewusst zeigte, wenn es um Fragen zum polnischen Regierungssystem ging. Abends wurde dann nochmals allein die Stadt erkundet und shoppen gegangen. Das Kartenspielen hatte es uns sehr angetan, und es wurde noch in den Geburtstag eines Klassenkameraden reingefeiert. Am nächsten Tag folgte ein Rundgang durch die Altstadt mit anschließendem Workshop, bei dem wir in vier Gruppen verschiedene Stadtteile basteln sollte. Besonders das hat viel Spaß gemacht, da irgendwann jemand Musik anschaltete, und wir zusammen beim Basteln die Lieder mitsangen. Später hatten wir Freizeit mit der Möglichkeit auf den Turm des „Kulturpalasts“ raufzufahren und dort Warschau von oben zu betrachten. Die Aussicht war wirklich schön, allerdings hatte es mir persönlich der Aufzug noch mehr angetan, der uns in weniger als 10 Sekunden über 40 Stockwerke katapultierte. Diesen Abend verbrachten wir im Hotel, da am nächsten Tag unsere Abreise nach Jelenia Góra bevorstand, bei der es sich um eine Zugfahrt von acht Stunden handelte. Am Donnerstag in Jelenia Góra konnten wir eine Unterrichtsstunde besuchen, um die Schule kennenzulernen. In der Schule wurden wir von einer sehr freundlichen Vertreterin des Bürgermeisters begrüßt, und fühlten uns alle sehr willkommen.
Anschließend haben wir ein Naturkundemuseum zum Thema „Riesengebirge“ (das Gebirge nahe an Jelenia Góra) und das „Gerhart Hauptmann Haus“ besucht. Bei der zweiten Station lag zum ersten Mal richtig viel Schnee, was sich sofort zu einer wilden Schneeballschlacht entwickelte. Freitags hatten wir die Möglichkeit den Film „The Zone of interest“ zu schauen(nachdem die Lehrer zuletzt doch herausgefunden hatten, wie die Technik funktioniert), da eine Szene in Jelenia Góra gedreht wurde, und der Film gut in unser Thema, Ost-West-Beziehungen und Nationalsozialismus passte. Der letzte Tag war ansonsten komplett frei von den Austauschpartnern gestaltbar. Am Samstag fuhren wir zurück nach Heidelberg, wo wir unter anderem im April unsererseits die Austauschschüler empfangen werden.
Die gesamte Reise war eine wunderbare Erfahrung und in unserer Gruppe wurden von Tag 1 ab Freundschaften geknüpft. Ein kleines Erinnerungsdepot für alle die dabei waren, vielleicht könnt ihr über diese Eindrücke schmunzeln: zabka, Weihnachtsmarkt Geruch im Hotel, Weihnachtslieder im Speisesaal, depressive Dunkelheit.
Teil 2: Unsere polnischen Freunde besuchen uns in Heidelberg
Wie es bei einem Austausch so üblich ist, bekamen wir wenige Monate nach unserer Fahrt nach Polen Besuch von unseren Freunden hier in Heidelberg.
Am Samstag, dem 05.04., kamen die Polen abends mit dem Zug am Hauptbahnhof an. Allerdings mit einiger Verspätung, da sie in Folge einer Verwirrung aus Versehen in den falschen Zug umgestiegen waren. Es gab deswegen auch nicht mehr viel Programm, und wir sind jeweils zu unseren Familien nach Hause gefahren. Am Sonntag konnten wir uns unser Programm selbst aussuchen, und eine etwas größere Gruppe ist nach Schwetzingen gefahren, um dort den Schlosspark zu besichtigen und zu picknicken. Jedoch blieben wir in dieser Woche nicht nur in Heidelberg, sondern sind zusammen für drei Tage ins Seminarhaus Wiesneck gefahren, um dort an Projekten über die Europäische Union zu arbeiten. Darunter fielen Escape Spiele, Gruppen-Präsentationen und verschiedene Quiz. Auch zwei Besuche in Freiburg standen auf der Tagesordnung, mit dazugehöriger Stadtführung. Die Stadtführungen waren sehr interessant, auch für diejenigen unter uns, die schon öfter in Freiburg waren. Auch die Zeit im Seminarhaus war überraschend schön, und das Essen für eine Jugendherberge sehr gut.
Als wir am Mittwochabend zurückkamen, fielen wir direkt ins Bett, da am nächsten Tag zwei Stunden Schule am frühen Morgen anstanden. Anschließend besuchten unsere Austauschpartner eine Stadtführung in Heidelberg, wo wir sie nach Beendigung unseres Unterrichts abholten. Leider war in der Führung kein Besuch auf dem Schloss mit einbegriffen, und so machten sich ein paar von uns noch auf den Weg nach oben. Der Abend stand wieder zur freien Verfügung.
Am Freitag besuchten wir das Marchivum in Mannheim. Dort erfuhren wir mehr über die Mannheimer Stadtgeschichte, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus. Anschließend wieder freie Zeit. Viele gingen danach noch in Mannheim einkaufen, und abends waren viele noch zusammen bowlen. Am Samstag morgen mussten wir uns leider schon wieder von unseren Freunden verabschieden, denn jetzt wartete die acht Stunden lange Heimfahrt auf sie. Wir bedanken uns herzlichst bei Frau Siehl-Kaegi und Frau Mang-Gürlich dafür, dass sie uns diese wunderbare Erfahrung ermöglicht haben, bei der wir viel Neues erfahren und viele Freundschaften geknüpft haben.
Helene Apfel KS1