Zukunft braucht Erinnerung

St. Raphael Schulen HD Stolpersteine 07

Im Rahmen des Stolpersteinprojekts meiner Klasse, der 10a, mit unserer Kunstlehrerin Katherina Pistorius haben wir uns mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinandergesetzt, mit besonderem Fokus auf den Völkermord an Juden sowie an Sinti und Roma. Wir besuchten außerdem das „Dokumentationszentrum der Sinti und Roma“in der Altstadt und bekamen dort eine Führung.

Unsere Aufgabe im Kunstunterricht bestand darin, sich in der jeweils unmittelbaren Wohnumgebung auf die Suche nach Stolpersteinen zu begeben. Dazu sollten wir uns für eine Person entscheiden und uns anschließend genauer mit deren Lebensgeschichte und Leidensweg auseinandersetzen, wobei alle diese Personen natürlich einen besonderen Bezug zu Heidelberg hatten.

In Form einer Zeichnung und anschließend einer Radierung hatten wir mit Hilfe von Symbolen und spezifischen Orten eine ganz eigene Interpretation für das Leben dieses Menschen gefunden. Dabei stand das Leid selbstverständlich im Vordergrund, aber auch
Leidenschaften und persönliche Interessen haben Raum eingenommen.

In diesem Zusammenhang haben wir in den folgenden Monaten auch die Möglichkeit erhalten, unsere Bilder im Rahmen des Förderprogramms „Schulkunst Baden-Württemberg“ in der Commissary auf dem Metropolink-Gelände auszustellen. Am
24.06.2025 durften wir sie auch den Jahrgängen der 8. und 9. Klassen in einer Präsentation in der Aula vorstellen:

Dazu gab es zunächst eine kurze Einführung in die Thematik durch ein Video der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die in einem ihrer wohl berühmtesten Zitate dazu aufgerufen hat:„Seid Menschen!“ Im Anschluss sind wir näher auf die Bedeutung des Erinnerns eingegangen und darauf, wie man den Begriff genauer definieren könnte beziehungsweise welche verschiedenen Aspekte damit verbunden sind.

Schließlich durfte dann jede*r von uns nach vorne kommen und die Biografie seiner Person verlesen, während im Hintergrund die Zeichnungen und Radierungen eingeblendet wurden. Dadurch wurde allen Anwesenden die Möglichkeit geboten, sich in das individuelle Leid der Menschen hineinzuversetzen. So waren die 6 Millionen ermordeten Menschen nicht mehr nur eine Zahl, sondern man lernte die konkreten Lebensgeschichten von Einzelpersonen kennen und hatte Gesichter vor Augen. In der
Aula war es so still wie selten zuvor.

In der Hoffnung, dass genau diese Gesichter in Erinnerung bleiben, war auch eine Reporterin und ein Fotograf der Rhein-Neckar-Zeitung anwesend, die ebenfalls über unser Projekt berichtet haben. Herr Englert hat abschließend noch eine sehr bewegende
Rede gehalten und ebenso an uns alle appelliert: „Seid menschlich.“

Text: Elisabeth Frey, 10a, SJ 24/25