Geschichte der Schulen
Die Geschichte der St. Raphael-Schulen in Heidelberg ist eng mit dem Wirken der Franziskanerinnen von Nonnenwerth verbunden, die 67 Jahre lang das Schulleben entscheidend prägten. Mit der Verabschiedung von Schwester Roswitha Völzgen im Jahr 1997 endete diese Ära. Die Schule bleibt jedoch als christliche Einrichtung unter der Trägerschaft der Erzdiözese Freiburg bestehen und bewahrt ihre Wurzeln in einer wechselvollen Geschichte, die von politischem Wandel, ideologischen Herausforderungen und dem Wiederaufbau nach dem Krieg geprägt ist.
Gegründet wurde die Schule am 5. Mai 1930 in einer Zeit politischer Unsicherheit und wirtschaftlicher Krisen. Trotz der instabilen Lage wuchs die katholische Mädchenrealschule rasch und erreichte schon 1932 über 100 Schülerinnen. Wie viele kirchliche Einrichtungen versuchte auch die St. Raphael-Schule in den frühen Jahren des Nationalsozialismus, sich durch Anpassung ihren Fortbestand zu sichern. Nationale Feiern und Sprachregelungen wurden übernommen, ohne sich jedoch direkt mit der NSDAP zu identifizieren. Dieser Balanceakt war Ausdruck des Wunsches, einen gewissen Freiraum für das eigene christliche Selbstverständnis zu bewahren.
Ab Mitte der 1930er Jahre wuchs der Druck des Regimes. Maßnahmen wie das Verbot der Teilnahme an Fronleichnamsprozessionen und die zunehmende Einschränkung religiöser Aktivitäten machten deutlich, dass bloße Anpassung nicht ausreichte. Die Schule begann, sich zurückzuziehen: zentrale NS-Feiern verloren ihren offiziellen Charakter. Der offene Gegensatz zum Regime nahm zu, als 1937 Kinder aus Beamtenhaushalten auf Druck der Behörden abgemeldet wurden. Die Zwangsauflösung der Schule zum 1. April 1940 durch das Reichserziehungsministerium bedeutete das vorläufige Ende – trotz vielfältiger Proteste aus Kirche, Elternschaft und sogar Parteikreisen.
Nach dem Einmarsch der US-Armee im April 1945 eröffnete sich für die Franziskanerinnen die Möglichkeit, die Schule neu zu gründen. Zwar fehlten anfangs Gebäude, Möbel, Lehrkräfte und Genehmigungen, doch durch den Einsatz engagierter Unterstützer – unter anderem über direkte Kontakte zur amerikanischen Besatzungsmacht – konnte das „Private Mädchengymnasium St. Raphael“ bereits am 24. Oktober 1945 wieder eröffnet werden.
Die unmittelbaren Nachkriegsjahre waren von Raumnot, Materialmangel und großen organisatorischen Herausforderungen geprägt. Eltern, Lehrerinnen und Schülerinnen packten gemeinsam an: Unterricht fand in ausgelagerten Räumen, Restaurants und sogar Turnhallen statt. Der akute Kohlemangel führte im Winter 1947 zu verlängerten Ferien, zeitweise mussten Schülerinnen selbst Brennmaterial mitbringen. Trotz aller Widrigkeiten wurde die Schule zum Ort der Hoffnung und Bildung – ein Kontrast zur Trostlosigkeit des Alltags. Die Einführung der Schulspeisung im Mai 1947 war für viele ein Lichtblick in einer von Hunger geprägten Zeit.
So zeigt die Geschichte der St. Raphael-Schulen nicht nur ihre christlichen Wurzeln und pädagogische Beständigkeit, sondern auch ihren Mut zur Erneuerung – selbst in den dunkelsten Zeiten.
(Text basierend auf der Chronik von Jürgen Layer)